Begleitung eines Stellenabbauprojekts

Bild Begleitung eines Stellenabbauprojekts

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Jurij Ryschka und Prof. Dr. Marc Solga
Projektdauer: 3 Monate

Ausgangslage

Bei einem Finanzdienstleister werden Veränderungsmaßnahmen initiiert um die  Profitabilität zu steigern und die internen Richtlinien an das Mutterunternehmen anzugleichen. Aufgrund dessen kommt es zu umfangreichen Umstrukturierungen im Unternehmen, welche Sachkostenkürzungen und Personalabbau nach sich ziehen.

In Zeiten der Veränderung besteht bei den Mitarbeitern ein sehr hoher Informationsbedarf: Wie sieht das zukünftige Geschäftsmodell aus, wie der Weg dorthin? Und welche Auswirkungen hat die neue Ausrichtung auf meine Tätigkeit und meinen Arbeitsplatz? Diese typischen Fragen lassen sich meist nicht sofort zur Zufriedenheit der Mitarbeiter beantworten, da die Antworten noch in der Entwicklung sind.

Erfahrungen aus Unternehmen zeigen, dass diese Phasen der Unsicherheit bei Mitarbeitern – und auch bei Führungskräften im mittleren Management – Reaktionen auslösen, die den Erfolg des Veränderungsprojekts bedrohen können. In unterschiedlicher Intensität sind Angst um den Arbeitsplatz, reduziertes Commitment (bis hin zur inneren Kündigung), körperliche Beschwerden und damit einhergehend auch erhöhte Fehlzeiten, Kündigungsabsichten sowie Leistungsreduktion zu beobachten.

Entscheidend für den Erfolg des Change-Projekts ist die Vorbereitung und Unterstützung der Führungskräfte und Mitarbeiter. In Zeiten des Wandels müssen Führungskräfte souverän agieren und die Mitarbeiter sicher durch die Veränderungen begleiten, damit diese konstruktiv mit der belastenden Situation umgehen können und handlungsfähig bleiben.


Entwicklung und Umsetzung des Projekts

Berater der OE Ryschka konkretisierten mit Mitarbeitern des Human Ressource Managements auf Grundlage der oben geschilderten Erfahrungen die Bedarfe für Mitarbeiter und Führungskräfte und entwickelten die folgenden Unterstützungsmaßnahmen.

1. Unterstützung der Führungskräfte
Um auf das Führen im Wandel gut vorbereitet zu sein, sollten Führungskräfte …

  • die erfolgskritischen Aspekte der Führungsarbeit im Wandel kennen und handhaben können: Führen mit dem psychologischen Vertrag*, Fairnessaspekte im Veränderungsprozess, beziehungsorientierte Führung (Leadership)**,
  • mit ihrer Führungsrolle im Klaren sein, um das Unternehmen gegenüber den Mitarbeitern souverän vertreten zu können (insbesondere in den Spannungsfeldern „zwischen Opfer und Täter“, „zwischen Veränderungsdruck und Mitarbeiterverantwortung“ und „zwischen Toleranz und Durchsetzung“),
  • sich den Auswirkungen von Veränderungsprozessen auf betroffene Mitarbeiter bewusst sein,
  • mit eigenem Belastungserleben im Wandel souverän umgehen können (Stressregulation und Selbstführung) und
  • das Unterstützungsangebot für Mitarbeiter hinsichtlich des Umgangs mit Unsicherheiten kennen.

Die oben genannten Themen wurden in einem Training zusammen mit den Führungskräften erarbeitet, diskutiert und eingeübt. Darüber hinaus erfolgte eine stetige Begleitung bei herausfordernden Führungsaufgaben in Form von Einzelcoachings.


2. Unterstützung der Mitarbeiter

Auf Seiten der Mitarbeiter sollte ein konstruktiver Umgang mit den z.T. extrem belastenden Veränderungsbedingungen geschaffen und ihre Handlungsfähigkeit sichergestellt werden, damit sie das Unternehmen langfristig engagiert voranbringen können.

Die Mitarbeiter sollten …

  • sich den möglichen individuellen Auswirkungen von Veränderungsprozessen bei betroffenen Kollegen bewusst sein,
  • eigene Reaktionen einordnen können und Ansätze zur Verarbeitung des individuellen Veränderungserlebens kennen und nutzen,
  • die eigene Situation systematisch reflektieren (Was ist mir wichtig? Was sind meine Ziele? Welche Möglichkeiten bietet mir meine Firma? Und wie kann ich mit meiner Firma meine Ziele erreichen?)
  • so persönliche Perspektiven entwickeln, um handlungsfähig zu bleiben
  • und Techniken zur Selbstführung und Stressregulation erlernen.

In einem eintägigen Workshop mit den oben genannten Zielen wurde eine Gruppe von jeweils 10 bis 20 Mitarbeitern durch zwei Berater auf den Veränderungsprozess vorbereitet. Zudem bekamen die Mitarbeiter das Selbstcoachingbuch „Veränderungen in der Firma – und was wird aus mir?“ (Ryschka, 2007) mit Übungsempfehlungen zur Verfügung gestellt, um eine zeitnahe Hilfestellung an die Hand zu bekommen. Weiterhin bestand die Möglichkeit, eine vertiefende telefonische Beratung in Anspruch zu nehmen.


Resümee

Die Angebote wurden von den über 100 Führungskräften und 550 Mitarbeitern als sehr hilfreich erlebt. Die Führungskräfte wurden darin gestärkt, die Veränderungen voranzubringen und ihre Mitarbeiter sicher durch die unsicheren Zeiten zu führen. Insgesamt wurden der Stellenabbau und die Kostenreduktionsphase erfolgreich bewältigt.

 

 

 

 

* Gegenseitige (implizite) Erwartungen und Angebote von Arbeitnehmern und Arbeitgebern als Bestandteil der Arbeitsbeziehung managen.
** Mitarbeiter wertschätzen, sie bei der Bewältigung von Problemen und in ihrer Karriereentwicklung unterstützen, sie inspirieren und intellektuell herausfordern etc.

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