Ausbildungsbegleitendes Seminarkonzept für IT-Auszubildende und Studierende eines Finanzdienstleisters

Bild Ausbildungsbegleitendes Seminarkonzept für IT-Auszubildende und Studierende eines Finanzdienstleisters

Projektverantwortliche: Christina Demmerle und Prof. Dr. Jurij Ryschka
Projektdauer: seit 1998

Ausgangslage

Der global agierende Finanzdienstleister bildet seit 1997 in seinem internen technischen Bereich Fachinformatiker aus. Seit 2002 besteht zudem in Kooperation mit der Frankfurt School of Finance & Management ein duales Ausbildungskonzept, bei dem sich die Auszubildenden neben der normalen Berufsausbildung mit einem Bachelorabschluss in Wirtschaftsinformatik qualifizieren. Daraus ergeben sich verschiedene Weiterbildungsstränge: die Ausbildung in der Berufsschule, die Arbeit im Unternehmen und das Studium an der Hochschule. Darüber hinaus sollen die Studierenden während der Praxisphasen im Unternehmen durch interne und externe Seminare, Vorträge und Trainings anforderungsbezogen für ihre späteren Fach- und Führungsaufgaben in der Schnittstelle zwischen dem Businessbereich des Finanzdienstleisters (Kerngeschäft) und den Vendoren (IT-Dienstleistern) qualifiziert werden. Vor diesem Hintergrund wurde ein Weiterbildungsprogramm mit folgenden Themen entwickelt, an dem alle Studierende während ihrer Ausbildung teilnehmen: Präsentations- und Projektmanagementtrainings, Marketingseminare, Teamentwicklungsbausteine.


Bedarfsanalyse

Als der Unternehmensbereich entschied, Fachinformatiker auszubilden, wurde durch Gespräche mit den Abteilungen klar, dass die Fachinformatiker bei einem Finanzdienstleister für die optimale Bewältigung ihrer Aufgaben über die von der Berufsschule vermittelten Kompetenzen hinausgehende Qualifikationen benötigen.
Die benötigten hohen fachlichen und sozialen Kompetenzen sind in einem Kompetenzmodell des Unternehmens-bereiches festgehalten:

  • Beziehungsmanagement: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Integrität und Vertrauen, Mitarbeiterentwicklung und -förderung, Kunden- und Serviceorientierung, Globale Effektivität und Diversity-Förderung, Verhandlungsführung und Konfliktmanagement
  • Intellektuelle Fähigkeiten: Analyse und Problemlösung, Architektur und Kreativität, Workflow/Process Reengineering
  • Geschäftliche Kompetenzen: Unternehmerisches Denken und Handeln, Herbeiführung und Durchsetzung von wirtschaftlichen Lösungen, Finanzmanagement
  • Technische und Produktfähigkeiten: Technisches Know-How und IT-Kompetenz, Geschäfts- und Produktkenntnisse, Risikosteuerung und -kontrolle
  • Änderungsmanagement: Entwicklung und Umsetzung von Strategien, Ziel- und ergebnisorientiertes Führen, Programm- und Projektmanagement
  • Anpassungsfähigkeit: Innovations- und Veränderungsfähigkeit, Leistungsorientierung, Gespür


Ziel des gesamten Ausbildungs- und Seminarkonzeptes ist es, die Auszubildenden und Studierenden dazu zu befähigen,

  • Kontakte zu internen und externen Kunden aufzubauen und zu pflegen,
  • sich auf die spezifischen Kundenbedürfnisse einzustellen und
  • bei der Problemlösung beteiligt zu sein.


Konzeption und Durchführung

Das ausbildungsbegleitende Seminarkonzept, welches von externen Beratern mit Leben gefüllt wird, besteht aus folgenden Bausteinen, die ihrerseits aus mehreren Teilen bestehen, miteinander verzahnt sind und aufeinander aufbauen: Präsentation, Projektmanagement, Marketing und Teamentwicklung.

Die Lernziele der Seminarbausteine zu den Inhalten Präsentation, Marketing und Teamentwicklung werden in der folgenden Tabelle* dargestellt:



Die Grundidee des Konzeptes (siehe folgende Abbildung*) basiert auf einer kontinuierlichen Verknüpfung der einzelnen Seminarbausteine über die gesamte Ausbildungs- und Studienzeit hinweg. Durch die Abstimmung der Seminarbausteine werden erarbeitete Inhalte und Verhaltensweisen wechselseitig wieder aufgegriffen, angewandt und vertieft. Zudem müssen die Studierenden in Teams ein Marketingkonzept für ein selbst entwickeltes Produkt entwickeln. Die Teamarbeitsphasen dienen zusätzlich als Reflexionsmöglichkeit und Feedbackquelle, um so individuelle Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Ergänzt werden die o. g. Bausteine durch Vernetzungsaktivitäten in der Zeit zwischen dem erfolgreich absolvierten Assessment Center und Ausbildungsstart, durch eine gemeinsame Einführungswoche in einem Seminarhotel mit Outdoor-Training und durch das Seminar „Step into the Financial World“.




Resümee

Seit 1998 werden die Auszubildenden, seit 2003 die Studierenden ergänzend zu ihrer Ausbildung in Berufsschule, Universität und Unternehmen in der beschriebenen Art und Weise für das Unternehmen qualifiziert. Das Gesamtkonzept wurde in dieser Zeit stetig weiterentwickelt und noch stärker mit der Organisation verzahnt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der erwünschte Kompetenzaufbau geleistet wird: Rückmeldungen aus den Abteilungen und der Berufsschule zeigen, dass die Auszubildenden und Studierenden es verstehen, Inhalte und sich selbst zu präsentieren, in Projekten zu arbeiten und dabei den Verwertungs- und Effizienzaspekt von Produkten zu berücksichtigen.

Die IHK-Prüfungsergebnisse liegen etwa eine Note über dem IHK-Durchschnitt, von den Teilnehmenden entworfenen Produkten und Ideen wurden einige im Unternehmen realisiert und das skizzierte Konzept wurde beim Internationalen Deutschen Trainings-Preis 2001 prämiert.

 

Gekürzte Version aus: Demmerle, C., Rockstroh, V., Stein, H. & Ryschka, J. (2011). Ausbildungsbegleitendes Seminarkonzept für IT-Auszubildende und Studierende eines Finanzdienstleisters. In J. Ryschka, M. Solga & A. Mattenklott (Hrsg.), Praxishandbuch Personalentwicklung. Instrumente, Konzepte, Beispiele (3. Aufl.; S. 479-488). Wiesbaden: Gabler.

 

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